Juryurteil, “Förderpreis Diplomjahr 2003 HGKZ”
für Loogie.net TV von Annette Schindler
Die Arbeit von Marc Lee hat die Jury durch zwei wesentliche Aspekte überzeugt: zum einen generiert Loogie.net Nachrichtensendungen nach dem Prinzip custom-made, zum anderen liefert sie einen ebenso intelligenten wie kritischen Kommentar auf unser Medien- und Informationszeitalter.
Am Fernsehgerät in der guten alten Stube wählen sie diejenigen Stichworte oder Wortkombinationen, zu denen sie Informationen wünschen – sei es „Roger Federer“, „Sozialabbau“ oder „Investitionskrise“. Unvorzüglich beginnen die bekanntermassen aalglatten Nachrichtensprecher die Vorteile von Loogie.net zu preisen und leiten bruchlos zu Direkt-Telefon-Übertragungen von auswärtigen Korrespondenten über, begleiten durch einen Bildbeitrag, oder künden eine Video-Übertragung oder ein Interview mit einem Experten an. Die Inhalte der Nachrichtensendung werden in Echtzeit auf DEM Internet gesucht und von der eigens programmierten Software nahtlos zusammengefügt. Die Software selektioniert die Text-Inhalte nach Qualitätskriterien, und passt Bilder, Videos und Interviews in die dafür vorgesehenen Fenster so ein, dass sie stets in den schnittigen CNN-Style passen. Die Information selbst schlingert zwischen Kohärenz, Vielfältigkeit und Beliebigkeit: Damit ahmt Loogie.net bekannte Nachrichtensendungen durchaus nach, und karikieret sie zugleich.
Aus der gehypten Interaktivität der neuen Medien wird bei Loogie.net “Interpassivität”, denn nachdem der Benutzer sein Stichwort gewählt hat alles weitere einschliesslich Redaktion und Präsentation an die Maschine zurück delegiert – der Benutzer wird wieder zum gewöhnlichen Coach Potato.
Das Projekt Loogie.net erscheint der Jury beispielhaft und zukunftweisend in der Art, wie es seine Mitteln nutzt und reflektiert, und es versteht, komplexe Inhalte sowohl in der technischen wie in der visuellen Umsetzung anschaulich zu vermitteln. Sie Jury will mit der Auszeichnung von Loogie.net auch dem Studienbereich neue Medien ein Kränzchen winden: Hier wurde ein Unterrichtsgebiet gewissermassen neu erfunden, und hat bereits mit den ersten Studienabgängen bewiesen, wie klug es sich in einem kulturellen Diskurs zu positionieren vermag, der von grösster Bedeutung ist für die Gegenwart uns erst recht für die zukünftige Generation.