Captured in-between Dys-Utopia
Kunstverein, Friedrichshafen, DeutschlandKuratiert von: Hannah Eckstein
Künstler*innen: Ira Konyukhova, Marc Lee, Lena Policzka

Kunstverein Friedrichshafen

Kunstverein Friedrichshafen
In Zeiten, in denen die Welt Kopf steht und wirtschaftliche Interessen das Maß aller Dinge sind, bedeutet der Siegeszug digitaler Technologien Chancen und Unsicherheiten zugleich. Die Folie, auf der sich unsere Realität entfaltet, wird kontinuierlich durch wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Innovationen erweitert und verändert. Science Fiction wird allmählich zur Realität und die Frage immer drängender, wie wir in Zukunft als Individuen und Gesellschaft leben wollen, denn das utopische Versprechen unserer Wohlstandsgesellschaft verwandelt sich zusehends in ein dystopisches Szenario.
Algorithmen und Datenströme beeinflussen mehr und mehr unsere Identität und mit ihr unsere Wünsche und Ängste. In den demokratischen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts lässt sich offenkundig nur noch schwerlich ein gemeinsamer Konsens finden und so prallen in den Medien und auf etlichen Plattformen im Internet die verschiedensten Meinungen aufeinander. Die Verbindung von Mensch und Maschine, die durch die allgegenwärtigen Technologien bereits ihren Anfang genommen hat, ist für die einen erstrebenswerte Utopie, in der der menschliche Drang nach Selbstoptimierung seinen Höhepunkt erreicht, für die anderen jedoch die schlimmste vorstellbare Dystopie, in der unsere individuelle Freiheit immer mehr beschnitten, und unsere physische Existenz zunehmend in Frage gestellt wird. Führen die Heilsversprechen der digitalen Technologien nun also zu einer besseren, lebenswerteren Welt oder läuft die Menschheit Gefahr in ihrem Streben nach Fortschritt und Selbstoptimierung die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören?
Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit den schier unerschöpflichen Thematiken auseinander, die im Zusammenhang mit der kapitalistischen und digitalen Durchdringung unserer Lebenswelt stehen und nutzen zur kritischen Reflektion die gesamte Palette verfügbarer Medien. Die Ausstellung captured in-between präsentiert mit Ira Konyukhova, Marc Lee und Lena Policzka exemplarisch drei künstlerische Positionen, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem schmalen Grat auseinandersetzen, der zwischen den Utopien und Dystopien unserer gegenwärtigen Lebenswelt herrscht.
Text: Hannah Eckstein
Ausgestellt
10.000 Moving Cities - Same but Different, AR (Augmented Reality)
Mobile App, AR Multiplayer GameHaushohe Türme wachsen in die Höhe, jeder Ort wird zur Stadt. Mit der Augmented Reality App 10.000 Moving Cities – Same but Different, AR bewegt man sich via Smartphone und Tablet zwischen den imaginären Gebäuden und nimmt über eingeblendete Social Media Posts an den digitalen Kommunikationsströmen und sozialen Bewegungen unserer Zeit teil. Die Gebäude können von den Usern zerstört mehr …

ISEA, Gwangju

Lodhi Art District, Delhi

College of Arts, Chandigarh
Me, Myself & I
Mobile App als Interface für interaktive Kunst-InstallationenMe, Myself & I hinterfragt Egozentrismus und Narzissmus als weit verbreitete zeitgenössische Phänomene der Selfie-Kultur. Das digitale Zeitalter macht deutlich, dass wir uns oft als Mittelpunkt der Welt und weniger als Teil der Gesellschaft sehen. Mit Me, Myself & I schwebt man virtuell selbstverliebt über urbane Stadtlandschaften und wird zum egozentrischen Superstar, in dem Altruismus keinen mehr …

Synthesis Gallery, Berlin

Cairotronica, Cairo

Synthesis Gallery, Berlin
Friends
Mobile App als Interface für netzbasierte Kunst-InstallationenIm Dezember 2018 schockierte NVIDIA die Welt, indem es zeigte, wie leicht künstliche Intelligenz ultrarealistische Porträts von Menschen erstellen kann, die nicht existieren. Friends macht sich diese Forschungsergebnisse zunutze und bietet eine eindrucksvolle Erfahrung, mit der enormen Menge an KI-generierten Inhalten zu experimentieren. Mithilfe von Smartphones oder Tablets werden unzählige mehr …

PRE livepool, Hangzhou

Screenshot, Mobile App

HEK, Basel
Time to Nest Time to Migrate
Mobile App als Interface für interaktive Kunst-InstallationenMittels der 360° Medienkunst Mobile VR App Time to Nest Time to Migrate fliegst du interaktiv durch dein eigenes Innenleben. Was passiert da drin? Bakterien, Blutkörperchen, Parasiten, Pilze, Prionen, Phagen, Protisten, Viren, Zellen kommunizieren. Bestimmen sie was wir sind? Nicht wissenschaftlich, sondern eher fake wissenschaftlich, philosophisch und notfallpoetisch. (Wir wissen, dass wir nichts mehr …

HEK, Basel

MoCAUP, Shenzhen

IN-SONORA, Madrid
Publikation

Captured in-between Dys-Utopia
Kunstverein, Friedrichshafen, GermanyCataloge, color, 90 pages, 21 x 30 cm
2021
English, German
Hannah Eckstein
kunstverein-friedrichshafen.de, PDF (page 38-63)
The catalogue includes a detailed documentation of the exhibition, a foreword by the curator, Hannah Eckstein, and texts by Ulrike Bergermann, John Brennan and Heiderose Langer on the works of the participating artists Ira Konyukhova, Marc Lee and Lena Polizcka.
Utopias as well as dystopias are profoundly human concepts. The first utopia can be traced back to antiquity and Plato’s Politeia, in which the notion of an ideal society was recorded for the first time in human histo-ry. The term ‘utopia’ itself was coined in 1516 by the English statesman and humanist Thomas More in his novel On the Best State of a Republic and the Island of Utopia. The title already suggests that this work shares as its theme an ideal society in an ideal state. Evidently, both Plato’s and More’s works arose from a humanistic way of thinking that believes in a better form of existence for mankind.
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