Friends

Mobile App als Interface für netzbasierte Kunst-Installationen

Im Dezember 2018 schockierte NVIDIA die Welt, indem es zeigte, wie leicht künstliche Intelligenz ultrarealistische Porträts von Menschen erstellen kann, die nicht existieren.

Friends macht sich die Ergebnisse dieser Forschung zunutze und bietet eine eindrückliche Erfahrung, mit der riesigen Menge an KI-generierten Inhalten zu experimentieren. Durch die Verwendung von Smartphones oder Tablets werden unzählige Gesichter generiert, die den User aus jeder Richtung anstarren. Alle normal aussehenden Porträts von Menschen sind gefälscht: Sie werden zufällig von der KI generiert.
Die Porträts werden in eine navigierbare 3D-Umgebung projiziert und drehen sich so, dass sie den User konstant ansehen, um auch an Profilbilder von sozialen Medien zu verweisen.

Social-Media-Nutzer*innen werden permanent mit Plattformen konfrontiert, die ein Profil ihrer Interessen erstellen (Likes, Follower- und Following-Zahlen…), um endlos Profit zu generieren. Diese Plattformen sind Werkzeuge der Kommunikation und des Informationszugangs in unserer Welt geworden. Medien, durch die wir uns miteinander verbinden und durch die wir Wissen über die Welt erlangen. Medien, die aber vor allem dazu konzipiert sind, möglichst viel Engagements und Wachstum zu generieren. Wie können wir besser verstehen – und damit auch gegebenenfalls gegensteuern – wie diese Systeme uns beeinflussen wer wir sind und was wir tun? Was sind die Techniken des Widerstands? Sollten wir unsere Profile mit kontinuierlich ändernden Fake-Inhalten füllen, um deren Algorithmen zu manipulieren?

Gleichzeitig will Friends über das Störpotential der KI und ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten nachdenken. Indem der Schwerpunkt auf die Ethik der KI gelegt wird, erinnert Friends an die moralischen Implikationen, die einige der umstrittenen Anwendungen der neuen Technologie aufheben: von der Datenethik bis zur Angst vor der «Übernahme der Welt durch Maschinen». Da wir nicht annähernd von Maschinen regiert werden, hat es in der Tat Fälle gegeben, in denen die Gesellschaft durch schlechte Daten ruiniert wurde. Und wenn eine moralisch und ethisch beherrschte KI das ist, was wir brauchen, sollte dann die KI in der Kunst moralisch und ethisch sein? Oder sollte die Kunst ständig danach streben, die moralischen und ethischen Grenzen der Gesellschaft zu umgehen?
Text: George Vitale

Mobile App
Unzählige Porträt-Bilder werden via HTTP-Requests zufällig in die App integriert. Sie alle beobachten mich ständig. Jedes Porträt erhält einen zufälligen Vor- und Nachnamen, bestehend aus jeweils drei Buchstaben. Die Animationen und Sounds folgen den Bewegungen des Users: Die virtuelle Umgebung dreht sich, wenn die Benutzer*in das Gerät dreht. Der Himmel erscheint, wenn das Gerät nach oben bewegt wird. Durch Kippen des Gerätes nach unten erscheint der Boden. Die virtuelle Umgebung ist endlos und kann in alle Richtungen navigiert werden. Auch der eigens für die App komponierte Ton reagiert auf all diese Bewegungen und Navigationsgeschwindigkeiten.
Das Mobile-Display kann auf eine oder mehrere Wände im Ausstellungsraum projiziert werden.

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