Netzwerkbasiertes interaktives Fernsehprogramm
Der US-amerikanische Präsidentschaftswahlkampf ist für die grosse Bühne des Fernsehens gemacht: hier werden inszenierte Reality-TV-Shows als politische Debatten verkauft, hier stürmen „Stars“ wie Donald Trump mit gefühlten Fakten und offenkundigen Lügen die Bühne. Politische Meinungsbildung wird in gut verdaulichen Häppchen serviert, die in den digitalen Kanälen sozialer Medien zirkulieren. Twitter, Facebook und Co. sind längst zum zentralen Akteur im Wahlkampf geworden.
The Show Must Go On von Marc Lee führt die Eigendynamik und den Zirkulationsstrudel eines über Social Media befeuerten Wahlkampfs als überspitztes, absurdes Theater vor. Die Online-Arbeit filtert aktuellste Twitter-, Instagram-und Youtube-Meldungen heraus, welche Begriffe wie „Clinton“, „Trump“ oder „US Election“ enthalten, und verwebt diese zu einer wilden TV-Show. The Show Must Go On ist eine speziell für die US-Wahlen erstellte Version des TV-Bot, der in seiner ursprünglichen Form von 2004 als Internet-Nachrichtendienst noch auf klassische TV- und Radiokanäle zugriff und alleine dem Kriterium der Aktualität verpflichtet war. Heute zählen zudem die Likes und Retweets, die als Sternchen (Clinton) und Herzchen (Trump) über den Screen wandern und um den Sieg kämpfen. Welches Ende die Show auch nimmt: es wird historisch – und es wird erst der Anfang sein.
Text: Doris Gassert